Krematorium
Am Waldfriedhof

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Kurt Nadolnygestorben am 26. November 2021

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Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt.
Manches Mal bekommt man ganz schreckliche Dinge, manches Mal ganz wunderbare.
So geht es uns allen.
Mein Vater hat bereits als Kind Erfahrungen gemacht, die ihn sein Leben lang gezeichnet haben.
Sowohl physisch als auch psychisch.
Sein Leben lang war er auf der Suche nach Anerkennung und Lob.
Wahrscheinlich hat er sich auch daher dazu entschlossen, sich maßgeblich über seine Arbeit zu definieren.
Hierbei hat er sich durch Biss und Ausdauer, Esprit und Querdenken ausgezeichnet.
Dort hat er diese Anerkennung dann, sowohl in monetärer Form als auch in seinem Aktionsradius, erfahren.
Als Kind habe ich ihn unter der Woche nicht gesehen, er war schon weg als ich aufstand und noch nicht zurück als ich ins Bett ging.
Ich erinnere mich an die Wochenenden, an denen nicht mehr an jedem Samstag Schule war. Da ging er zum Bäcker und holte Frühstück. Er brachte für uns Kinder von dort immer eine Zuckerfigur mit, die er uns auf dem Frühstücksteller platziert hat.
Als Jugendliche war das dann anders, er war damals immer mit der Bahn ins Geschäft unterwegs.
Von seinen Geschäftsessen, die oft im Kreis Ludwigsburg stattfanden, durfte ich ihn dann immer mit seinem Auto abholen. Als Sold wurde ich an den Tisch gebeten und aß immer ein Dessert mit den Herren.
Ich blieb als Erwachsene immer in der nahen Umgebung meiner Eltern und hatte das Glück, dass mein Vater sich liebevoll und prägend mit meinem Björn beschäftigt hat.
Als seine handwerkliche Unterstützung beim Umbau meiner ersten eigenen Immobilie erforderlich war, da musste ich ihn nicht lange bitten. Er war immer und sofort dabei. War ich auf der Baustelle alleine mit ihm, haben wir uns alles erzählt, was uns bewegt hat.
Und so blieb das auch bis zum Schluss.
Er nannte es den seelischen Stuhlgang.
Seine physische Zuneigung war in den ersten Jahren meiner Kindheit und Jugend immer sehr verhalten und zögerlich.
Das lag sicher am Defizit, was er selber als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener erfahren hat. Denn wer selber keine Ressourcen hat, der kann auch nichts verteilen.
Im Laufe der letzten Jahre hat er dazugelernt und erkannt, was das wahre Lebensmotto ist.
Das Leben ist wie ein Spiegel, wenn man hineinlächelt, dann lächelt es zurück.
Gemerkt habe ich das an der Resonanz der letzten Wochen. Egal ob Nachbarn, Ärzte, Pfleger oder meine alten Schulkameraden. Jeder hat ihn als dankbaren und liebenswerten Menschen beschrieben.
Und ich möchte ihm an dieser Stelle nochmals danken.
Für alles was er an mich weitergegeben hat.
Für alles was er mir ermöglicht hat.
Für alles was ich von ihm geschenkt bekommen habe.
Für die glücklichen und die traurigen Momente die ich mit ihm teilen durfte.
Für den Erfolg und das Misslungene das wir zusammen gefeiert oder bedauert haben.
Und für die Liebe die er mir gegeben hat.