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Kurt Nadolnygestorben am 26. November 2021

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Werter Herr Nadolny,

ein altes, landläufiges Sprichwort besagt "Aus den Augen - aus dem Sinn". Doch obwohl ich Sie vor nunmehr fast 20 Jahren das letzte Mal persönlich gesehen und ein paar kurze Worte mit Ihnen gewechselt habe, trifft das alte Sprichwort auf Sie nicht zu.
Meine wohl lebhafteste Erinnerung an Sie ist, wie Sie mir vor sicher fast vierzig Jahren ein Motorrad, eine Ducati, meine ich, empfahlen, weil bei diesem einfach alles stimmte - ganz besonders das für die damalige Zeit bemerkenswert geringe Gewicht im Verhältnis zu den mitgelieferten Pferdestärken. Ihr Fazit war: "Das ist schon ein Feuerzeug!". Und während Sie mir das alles detailliert herleiteten und vorrechneten, versprühten Sie eine Begeisterung, wie ich sie seitdem nur selten wieder gespürt habe. Nun nimmt das Leben mitunter seltsame Wege. Und so wurde aus mir aus unerfindlichen Gründen kein Motorradfahrer. Aber unser "Ducati-Gespräch" hat mich damals derartig beeindruckt, dass ich seitdem immer unwillkürlich an Sie denken musste, sobald mein Blick auf ein besonders sportliches Motorrad fiel.
Eine weitere Besonderheit, die ich immer mit Ihnen in Verbindung bringe, ist Ihre stets beeindruckend korrekte Erscheinung. Ich kann mich einfach nicht entsinnen, Sie jemals anders zu Gesicht bekommen zu haben, als in einem dezenten Geschäftsanzug (aus dem Hause Knagge & Peitz, wie ich meine), komplett mit Weste und Krawatte. Wie sich das in der Praxis mit Ihrer gelebten Leidenschaft für das Motorrad als alltägliches Hauptverkehrsmittel so perfekt und scheinbar mühelos in Einklang bringen ließ, wird wohl für immer Ihr Geheimnis bleiben.
Werter Herr Nadolny, sie gehören für mich zu den Menschen, die man heute respektvoll als Unikat bezeichnet: Zu den Menschen, deren Fehlen besonders bemerkt wird und deren Fehlen auch besonders schmerzt.
Es war und ist mir eine Ehre, Ihnen in diesem Leben begegnet zu sein.

Steffen Heinrich